Zwang und Zwangskontexte in der Sozialen Arbeit – Tagung der HS Luzern in Kooperation mit der HAW Hamburg sowie der Lieselotte Pongratz Stiftung

11. bis 12. September 2025

Datum der Veranstaltung:
11. bis 12. September 2025

Veranstaltungsort:
Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg

Anmeldeschluss:
11/08/2025

Teilnahmegebühr:
s. u.

Veranstaltungsnummer:
--

„Zwang“ und „Zwangskontexte“ sind in der Sozialen Arbeit verbreitete und gleichzeitig umstrittene Phänomene. Die Füllung der Begriffe sowie ihre Eignung für die Beschreibung und Bewertung konkreter Handlungen und Bedingungen wird kontrovers diskutiert.

In manchen Arbeitsfeldern werden Zwangskontexte rechtlich gerahmt, etwa im Kinderschutz oder der Bewährungshilfe. Mancherorts tritt Zwang in der Sozialen Arbeit jedoch subtil und verdeckt auf und lässt sich rechtlich kaum begründen. Wenig strittig ist, dass Zwang und Zwangskontexte zentrale Anforderungen an das professionelle Handeln in der Sozialen Arbeit tangieren und zur Positionierung auffordern – nicht zuletzt befördert durch sozial- und kriminalpolitische Forderungen nach mehr Zwang(smassnahmen) sowie durch die Debatten um ‚wohltätigen Zwang‘ (Deutscher Ethikrat 2018).

Weil die Begriffe und Praxen widersprüchlich ausgeprägt sind und ihre Legitimität stets unter ethischen Vorbehalten steht, ist es für Fachkräfte und Wissenschaft notwendig, sich mit diesen zu befassen. So gibt es empirische Befunde, die darauf hindeuten, dass Interventionen in Zwangskontexten – sofern sie bestimmten methodischen Prinzipien folgen – vergleichbare Effekte erzielen können wie in freiwilligen Kontexten.

Die Studienlage zu Zwang ist allerdings uneindeutig: Zwang kann die Klient*innen einerseits nachhaltig schädigen, anderseits wird er in Teilen als funktional bewertet und daher legitimiert, etwa um die Integrität der Adressat*innen zu schützen. Andere widersprechen der Legitimierbarkeit von engem Zwang mit sozialarbeiterischen, pädagogischen und ethischen Argumenten grundsätzlich. Die Einschätzung von Gumpinger, wonach sich Soziale Arbeit in Zwangskontexten in einer „methodischen Grauzone mit sehr wenig Unterstützung in Form theoretischer Fundierung und wissenschaftlicher Absicherung“ (2001: 12) befinde, hat nicht an Aktualität eingebüsst.

Die Tagung will vor dem Hintergrund der angedeuteten Kontroversen folgende Leitfragen diskutieren:

  • Wie lassen sich die Phänomene Zwang und Zwangskontexte in der Sozialen Arbeit begrifflich fassen und theoretisch einordnen? In welchem Verhältnis stehen sie zu Begriffen wie Autonomie, Freiwilligkeit, Eingriff oder Autonomiebeschränkung? Wie lassen sich die Begriffe und Praxen bezugswissenschaftlich und sozialpädagogisch/sozialarbeiterisch bestimmen?
  • Welchen Stellenwert haben Zwang und Zwangskontexte in verschiedenen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit und wie wird damit normativ und methodisch umgegangen?
  • Welche empirischen Erkenntnisse über Zwang und Zwangskontexte liegen vor und welche methodischen Ansätze lassen sich forschungsbasiert begründen?
  • Welche Anknüpfungspunkte für die theoretische, normative, empirische und methodische Weiterentwicklung der Thematik können benannt werden? Welche Desiderate lassen sich bezeichnen?

Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um eine Veranstaltung der Hochschule Luzern in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg sowie der Lieselotte Pongratz Stiftung. Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie zu Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier.