Norbert Gerstberger: „Dann kann er gleich mal fünf Strafanstalten bauen lassen…“ Jugendstrafrecht in Österreich

Gast der dritten Folge von Jugend Groß Geschrieben ist Norbert Gerstberger. Maria hat Norbert am Rande des Besuchs einer Tagung der Vereinigung der österreichischen RichterInnen interviewt. Norbert ist promovierter Rechtswissenschaftler, seit dem Jahr 2021 Mitglied der OPCAT-Bundeskommission für Straf-und Maßnahmenvollzug in Österreich und hat 20 Jahre lang als Richter des Jugendgerichtshofes Wien gearbeitet. Außerdem hat er 15 Jahre lang als Obmann der Fachgruppe Jugendrichter der österreichischen Richtervereinigung die juristische und politische Diskussion über das Jugendstrafrecht in Österreich begleitet und geprägt. In dem Gespräch erzählt er von der Österreichischen Entwicklung des Jugendstrafrechts, dem einzigartigen Experiment des Jugendgerichtshofes in Wien, dem oft auch politisch geprägten Diskurs über ein fachlich fundiertes Jugendstrafrecht in seiner Heimat.

Hintergrund: Was ist Jugend Groß Geschrieben?

2023 wird das Jugendgerichtsgesetz (JGG) 100 Jahre alt. Für die DVJJ, den Fachverband aller im Jugendkriminalrecht engagierten Menschen, ist das ein Grund zurückzublicken und daran zu erinnern, welch einen enormen Fortschritt die Etablierung des Erziehungsgedankens (Erziehen statt Strafen!) im Gesetz bedeutet hat. Jugendrichterin Maria und Kommunikationswissenschaftler Matthias sprechen in diesem Podcast mit „alten Häsinnen und Hasen“ (was in diesem Kontext absolut positiv gemeint ist!), die sich in den letzten Jahrzehnten in und mit der DVJJ um straffällige Jugendliche gekümmert, sie verurteilt, sie erforscht, auf frischer Tat ertappt, sie in ein neues Leben begleitet und für einen besseren Umgang mit ihnen gekämpft haben.

 

Shownotes:

Lebenslauf Norbert Gerstberger auf der Website der österreichischen Volksanwaltschaft.

Christian Pfeiffer: Gegen die Gewalt – Warum Liebe und Gerechtigkeit unsere besten Waffen sind

2023 wird das Jugendgerichtsgesetz (JGG) 100 Jahre alt. Für die DVJJ, den Fachverband aller im Jugendkriminalrecht engagierten Menschen, ist das ein Grund zurückzublicken und daran zu erinnern, welch einen enormen Fortschritt die Etablierung des Erziehungsgedankens (Erziehen statt Strafen!) im Gesetz bedeutet hat. Der Gast der heutigen Folge ist der wohl profilierteste Jugendkriminologe Deutschlands: Christian Pfeiffer. Ehemaliger und langjähriger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), Professor für Kriminologie und Strafrecht, Initiator der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland, Landesjustizminister in Niedersachsen, vielzitierter Autor, regelmäßiger Talkshowgast und, und, und… Wie kaum ein zweiter hat Christian Pfeiffer die Entwicklung des Jugendstrafrechts in Deutschland begleitet, kommentiert und geprägt. Sein Changieren zwischen wissenschaftlicher Analyse, pointierter Zuspitzung und Engagement für gesellschaftliche Veränderung macht ihn zu einer einzigartigen Figur im Diskurs über straffällig gewordene Jugendliche. Und das zweistündige Gespräch zwischen ihm, Jugendrichterin Maria und Medienwissenschaftler Matthias ist ein wilder Ritt durch 50 Jahre Jugendrechtsdiskurs in Deutschland.

Lesetipp: https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Gegen-die-Gewalt/Christian-Pfeiffer/Koesel/e545466.rhd

Lukas Pieplow: Von Reformerinnen und Schokoladenrichtern

2023 wird das Jugendgerichtsgesetz (JGG) 100 Jahre alt. Für die DVJJ, den Fachverband aller im Jugendkriminalrecht engagierten Menschen, ist das ein Grund zurückzublicken und daran zu erinnern, welch einen enormen Fortschritt die Etablierung des Erziehungsgedankens (Erziehen statt Strafen!) im Gesetz bedeutet hat. Außerdem wollen wir auch darauf aufmerksam machen, dass es neben abstrakten Normen vor allem engagierter Menschen bedarf, die den Begriff des Erziehungsgedankens mit Leben füllen und sich in ihrer beruflichen Tätigkeit und ihrem ehrenamtlichen Engagement jugendlichen Straffälligen annehmen und sie begleiten. Jugendrichterin Maria und Kommunikationswissenschaftler Matthias sprechen in diesem Podcast mit „alten Häsinnen und Hasen“ (was in diesem Kontext absolut positiv gemeint ist!), die sich in den letzten Jahrzehnten in und mit der DVJJ um straffällige Jugendliche gekümmert, sie verurteilt, sie erforscht, auf frischer Tat ertappt, sie in ein neues Leben begleitet und für einen besseren Umgang mit ihnen gekämpft haben.
Erster Gast in diesem Podcast ist Lukas Pieplow. Er ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht in Köln, war lange Zeit Mitglied im Vorstand der DVJJ und hat sich wie kaum ein Zweiter in Deutschland mit der Geschichte des deutschen Jugendstrafrechts im 20. Jahrhundert auseinandergesetzt. Maria und Matthias reden mit ihm über die Anfänge der deutschen Jugendgerichtsbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts und darüber, dass bereits hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit von (den damals noch ausschließlich männlichen) praktizierenden Juristen mit (damals ehrenamtlichen und meist weiblichen) Jugendhelferinnen angelegt wurde. Diese Zusammenarbeit ist bis heute zentraler Dreh- und Angelpunkt erfolgreicher Arbeit mit straffällig gewordenen Jugendlichen. Am Beispiel der promovierten jüdischen Rechtswissenschaftlern Clara Friedheim oder dem „Schokoladenrichter“ Karl Holzschuh wird das ebenso deutlich, wie an vielen späteren Weggefährt*innen und Wegmarken, von denen Lukas zu berichten hat.

Pieplow, L. (2022). Clara Friedheim (1892–1966): Der Erziehungsgedanke im Jugendstrafrecht (1923). ZJJ 1/2022, 16-20.